Zahlreiche Hürden für kleine und mittlere Unternehmen in der Normungsarbeit

BERLIN, 04. Juli 2018 – Mitte Juni veranstalteten die Kommission Arbeitsschutz und Normung (KAN) sowie der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) eine Diskussionsveranstaltung zu den Herausforderungen für kleine und mittlere Unternehmen(KMU) bei Normierungsprozessen. Als Gastredner sprach DTV-Geschäftsführer Andreas Schumacher über seine Erfahrungen in der europäischen Normungsarbeit, die er sowohl mit dem DTV als auch mit der Organisation Small Business Standards in den vergangenen Jahren gesammelt hat.

Die Alltagsrelevanz der Normungsarbeit wird von vielen Unternehmen unterschätzt. Dabei müssen die Unternehmen der Textilpflegebranche sich mit ca. 300-400 Normen in der Ausübung ihrer Arbeit beschäftigen. So bestehen bspw. Normen für Persönliche Schutzausrüstung (z.B. Industrie, Feuerwehren, Rettungsdienste), Hygieneanforderungen (z.B. Krankenhäuser, Pflegeheime, Lebensmittel-, Pharma-, Kosmetikindustrie), Medizinprodukte (z.B. OP-Textilien) oder auch Reinraumbekleidung (z.B. Chipindustrie).

Dass sich viele Unternehmen nicht an der Normungsarbeit beteiligen, liegt an zahlreichen Hindernissen. So fehlt es insbesondere KMU an entsprechenden Personalkapazitäten und finanziellen Mitteln. Zudem fehlen oftmals die nötigen Kenntnisse über Strukturen und Abläufe. Hinzu kommt, dass das Normungssystem selbst, KMUs im Vergleich zu Großkonzernen immer noch benachteiligt. So wird bspw. häufig gar nicht die Marktrelevanz sowie die Umsetzbarkeit von Normen für KMUs geprüft.

Schumacher kritisierte in seinem Vortrag, dass – auch wenn es anders kommuniziert werde – viele Normen heutzutage nicht mehr nur „freiwillig“ seien. Ohne Nachweise der Konformität mit europäischen Verordnungen und Richtlinien könnten Unternehmen häufig nicht mehr an Ausschreibungen teilnehmen. Große Kunden wie Hotelketten oder Krankenhauskonzerne verlangen von der gesamten Lieferkette inzwischen die Einhaltung von Standards und spezifischen Produktanforderungen. Dabei werde Normierung auch mitunter zum Ausschluss von ungewünschten Marktteilnehmern eingesetzt und insbesondere KMU dadurch benachteiligt.

Im Dialog mit Vertretern des Deutschen Instituts für Normung (DIN) sowie beteiligter Bundesministerien und anderen Branchenverbänden wurde anschließend lebhaft über mehr Beteiligungsmöglichkeiten von KMUs in der Normungsarbeit diskutiert. Die Teilnehmer waren sich einig, dass bisherige Ansätze, wie bspw. die mit EU-Mitteln geförderte SBS-Initiative, zwar in die richtige Richtung gingen, aber dennoch künftig mehr getan werden müsse. Schumacher machte in diesem Zusammenhang deutlich, dass insbesondere Verbänden wie dem DTV dabei eine zentrale Rolle zukommen sollte, da diese am besten in der Lage seien, die Stimmen und Positionen der KMUs zu sammeln und entsprechend in den Normierungsgremien zu vertreten.

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